Kurz vor Weihnachten haben Tibor und ich spontan beschlossen an den Tagen zwischen 1. und 6. Januar Urlaub zu nehmen und an den Attersee zu fahren. Aufgrund der kurzfristigen Entscheidung konnten die anderen leider nicht mit kommen, so dass wir nur zu zweit unterwegs waren.

In einer größeren Gruppe wäre es zwar lustiger geworden, allerdings waren wir so recht effizient, was Gaslogistik und Tauchgangsplanung angeht. Tibor baute extra seine Rückbank aus dem Auto und montierte ein Holzgestell um die Tauchflaschen zu transportieren. Dadurch konnten wir rund 25.000 barL Trimix und 16.000 barL Nitrox bis 100% gut unterbringen.

Luftblasen

Übernachtet haben wir wieder in der Pension Perner, dort fühlten wir uns bisher immer sehr wohl. Der Trockenraum mit eigenem Ofen und der gemütliche Aufenthaltsraum inklusive Getränkekühlschrank, Beamer, Stereoanlage und Brettspielesammlung ist optimal auf Taucher ausgerichtet.

Pension Perner Trockenraum

Gefüllt hatten wir bei Under Pressure, wie auch an der Außenfüllstation der Austrian Divers.

Tauchgang Burgauer Bucht

Zuerst wollten wir die Autowracks in der Burgauer Bucht besuchen. Dazu benutzten wir den Einstieg “Wandl” und betauchten das Gebiet in Richtung BMW Dixi. Generell ist die Bucht nicht besonders groß und man kann bequem zwischen diesen beiden Tauchplätzen hin und her pendeln.

Nach wenigen Minuten fanden wir auch schon das Wrack des Steyr Baby. Dieser Österreicher Kleinwagen wurde in den 30er Jahren gebaut und ist vermutlich beim Versuch die Eisdecke zu überqueren eingebrochen. Nun liegt er auf 62-63m Tiefe und bietet ein lohnendes Ziel. Leider ist er auch schon etwas geplündert worden. Selbst das Emblem auf der Motorhaube, welches man auf älteren Bildern noch sieht, wurde inzwischen herausgebrochen.

Oli scooter seite

Dann ging es weiter zu den anderen Wracks in der Bucht. Die Taucher von U-96 haben diesen Tauchgang in ihrem Blog sehr schön beschrieben, wir wollten möglichst eine ähnliche Route einschlagen. Den Chevrolet haben wir leider nicht gefunden. Dafür stießen wir genau bei Ende der Grundzeit auf die LKW Kabinen. Allerdings sind diese auch nicht so spannend, so dass wir nach einem kurzen Blick uns an den Aufstieg machten.

Als nächstes stießen wir auf die stark zerstörten Überreste des Ford Taunus auf 12m. Während der Deko besuchten wir auch das Wrack des BMW Dixi in Flachwasser.

Alles in allem ein sehr schöner Tauchgang. Wir haben mit einer Grundzeit von 7 Minuten auf 62m und 15 Minuten auf 50m geplant. Entsprechend unseren Gradientenfaktoren von 15/75 waren wir sehr lange auf Deko. Vielen wäre das sicher zu konservativ, aber wir sind sehr zufrieden damit. Zur Belohnung waren wir nach dem Tauchgang auch top fit.

Eine meiner 2. Stufen musste ich nach dem Tauchgang leicht nachjustieren, da sie etwas Gas abgelassen hatte.

Tauchgang Schwarze Brücke bis Twin Towers

Nach einer geruhsamen Nacht, ging es am nächsten Tag zur Schwarzen Brücke. Eigentlich war der Tauchplatz Ofen als Einstieg geplant, allerdings sind wir daran vorbei gefahren und waren dann zu bequem zu wenden. Also ging es den inzwischen gut ausgebauten Pfad zum Einstieg Schwarze Brücke hinab und dann ins Wasser.

Die Schwarze Brücke ist berüchtigt für die vielen Tauchunfälle die hier passieren. Warum dem so ist, können wir nur mutmaßen. Im Prinzip ist der Tauchplatz nicht übermäßig schwer zu betauchen: Der Einstieg ist bequem, man kann auf Grund stehend seinen Equipment- oder Buddycheck machen. Auch ist die Wand nur mäßig steil mit vielen Vorsprüngen und kleinen Plateaus. Ganz anders als z.B. die wirklich senkrechte Wand im Wolfgangsee, die wir zwei Tage später erkunden sollten.

Allerdings ist dies der Tauchplatz am Attersee an dem man sehr schnell auf Tiefe kommt. Vermutlich ist das der Grund.

Wie auch immer, schnell war das Umzieh- und Equipmentprozedere abgeschlossen. Die Planung hatten wir wie immer schon am Frühstückstisch gemacht. Ursprünglich war geplant bis zum Tauchplatz Wrack Dixie zu tauchen. Da wir allerdings einen Tauchplatz später einstiegen, tauchten wir dann auch etwas weiter bis zu den Twin Towers.

tauchgang 2 karte 
(www.openstreetmap.org)

Es wurde getaucht, wie geplant: Da wir das Gas vom Vortag mit Luft toppten, stand uns ein Vodoo-Mix mit etwa 19/24 zur Verfügung. In solchen Fällen weichen wir immer etwas von den Standard-Gasen ab, um die Fülllogistik nicht unnötig kompliziert zu machen. Die Arbeitsbelastung wären des Tauchgangs war nur gering, da wir mit Scootern unterwegs waren. Auch die Navigation war trivial aufgrund der sehr homogenen Uferstruktur. Deshalb definierten wir eine MOD von 42m für dieses Gas.

Geplant war also eine Tiefe von 42m und eine Grundzeit von 45 Minuten. In 45 Minuten legen wir bei mittlerer Fahrt eine Strecke von etwa 2 km zurück. Der Aufstieg erfolgte stationär bis zum 21m Stopp. Dann ging es parallel zum Ufer zurück. Nach ca. 300m sahen wir auf dem Rückweg tatsächlich die beiden markanten Bäume der Twin Towers.

Beim Wrack Dixie waren wir schon etwas zu hoch um es noch zu betauchen, allerdings erkundeten wir das kleinere Wrack auf 12m Tiefe. Bald darauf waren wir auch schon wieder am Einstieg.

Boot Bmw Dixie

 

Baumstämme Attersee

Auch bei diesem Tauchgang gab es wieder etwas Materialverschleiß. Bei einem meiner Regler hat sich die Leine gelöst mit dem das Manometer befestigt war. Außerdem hatte eine der Stages am Ventilhals etwas Luft verloren. Beim Einstieg hat Tibor seinen Trockentauchhandschuh eingerissen. Wahrscheinlich ist er am Geländer oder an einem Stein hängen geblieben. Er musste dann vor dem Abtauchen noch mal den beschwerlichen Weg zum Auto antreten, um die Ersatzhandschuhe zu holen.

Tibor hatte außerdem das Gefühl, dass seine redundante Heizweste nicht mehr richtig heizt. Zuhause haben wir tatsächlich gleich 2 Kabelbrüche in der Leitung zwischen Weste und Chigori Stecker bemerkt. Wir werden das Kabel tauschen und bei Gelegenheit darüber berichten.

Tauchgang Hallstädter See

Heute verzögerte sich der Start um gut eine Stunde. Auf der einzigen, im Winter passierbaren und zugeschneiten Straße von der Pension weg hatte sich ein LKW quer gestellt. Da wir aber sowieso nur einen Tauchgang am Tag geplant hatten war das nicht besonders tragisch.

Lastwagen

Als zweiter tieferer Tauchgang war der Hallstädter See geplant. Hier haben wir kein spezielles Ziel ins Auge gefasst, sondern wollten einfach nur ein paar Meter unterhalb von 60m Tiefe zurücklegen. Hierzu gingen wir am Einstieg Landbettler in das Wasser und direkt auf Tiefe. Wir fuhren etwa einen Kilometer in Richtung Hallstadt. In der anderen Richtung besteht im Januar Tauchverbot.

Panorama Hallstadt

Solche Tauchgänge finde ich immer sehr spannend. Der See ist im Gegensatz zum Attersee sehr dunkel, so dass der Tauchgang etwas geheimnisvolles hatte. Wir haben nicht erwartet auf Tiefe etwas Besonderes zu sehen, und diese Annahme wurde auch erfüllt. Dennoch ist die Idee etwas Schönes zu finden (Felsvorsprünge, Bootswracks, Baumstämme) immer mit dabei und der Entdeckerdrang erwacht.

Ich freute mich sehr, als wir über den kargen, dunklen Grund schwebten und die eiskalte Finsternis, nur von unseren Lampen erhellt, genossen. Einige Fische waren hier in der Winterruhe und wir bemühten uns, sie nicht zu sehr zu stören. Etwas mehr als die Hälfte der Strecke bis zum Tauchplatz Zauner hatte wir bereits zurückgelegt, als wir uns an den Aufstieg machten. Er erfolgte bereits kurz nach Minute 18, dafür etwas langsamer als die anvisierten 10m pro Minute bis 45m. Das sparte uns den Deepstopp und machte die ganze Prozedur etwas geruhsamer.

Kleine Anmerkung am Rande - wer sich jetzt das Profi anschaut und etwas wundert: Wir rechnen und überwachen Abstiegszeit und Grundzeit immer getrennt. Wenn ich von 18 Minuten Grundzeit rede, dann ist auch wirklich nur der Tauchabschnitt über Grund gemeint. Der Abstieg planen wir separat, entsprechend geht er auch in die Dekompressions-Berechnung ein.

profil Hallstädter

Oli profil

 

Pünktlich zum Ende der Deko waren wir dann auch wieder am Geröllfeld kurz vor dem Einstieg. Eigentlich hatten wir geplant vor dem Abstieg noch das VW Bulli Wrack auf ca. 20 Meter Tiefe anzuschauen. Das hatte ich aber im Eifer des Gefechts beim Abstieg komplett vergessen. Auf dem Rückweg waren wir dann bereits zu weit oben als dass wir dahin noch mal hätten absteigen können.

Tibor fand den Tauchgang etwas langweilig, letztlich haben wir nichts besonderes entdeckt. Dennoch hatte ich meinen Spaß und will diesen Tauchgang nicht missen.

 

Tauchgang Falkensteiner Wand

Der letzte Tauchgang sollte besonders schön werden. Wir haben lange überlegt, ob wir an den Traunsee oder an den Wolfgangsee fahren. Letztendlich haben wir uns für den Wolfgangsee entschieden. Dieser hat nur zwei Stellen an denen getaucht werden kann. Einer ist die Franzosenschanze und im Frühjahr gesperrt. Aber am Tauchplatz Falkensteinwand durfte man noch bis Mai tauchen. Das Gebiet erstreckt sich bis kurz vor das Hotel Fürberg, wo wir auch nach dem Tauchgang zu Mittag aßen.

Wolfgangsee

Ein paar hundert Meter weiter kommt man zumindest im Winter ganz gut an das Wasser. Um zur Falkensteinwand zu kommen, muss man allerdings erst aus der kleinen Bucht heraus. Dazu muss man ca. 300m weit tauchen. Hier ist die Navigation nicht ganz einfach, da man sehr leicht von Unebenheiten unter Wasser abgelenkt wird. Ich folgte einer dieser Unebenheiten, da ich die Entfernung zum Ende der Bucht falsch abgeschätzt hatte und so mussten wir ein paar Minuten extra drehen bevor wir die Bucht verließen.

karte Wolfgangsee(www.openstreetmap.org)

Danach lief allerdings alles wie am Schnürchen. Der Grund fiel beständig ab und links von uns erhob sich die Wand. Da wir kein gutes Tiefengas mehr hatten, beschlossen wir nur 10 Minuten auf 40m und weitere 30 Minuten auf 30m zu tauchen.

Im Gegensatz zur Schwarzen Brücke fällt diese Wand wirklich senkrecht bis leicht überhängend in die Tiefe. Auf 40m war unter uns immer noch nichts als Dunkelheit. Die Wand ist sehr abwechslungsreich, hat etliche Verschneidungen, Kamine und große, überstehende Felsschuppen.

Am Umkehrpunkt stießen wir auf ein Fahrrad, was aussah als wäre es erst letzten Sommer im See gelandet. Ich räume so etwas ja immer sehr gerne auf, letztlich muss im See nicht mehr Müll herum liegen als notwendig. Allerdings in Anbetracht von fast 1 Stunde Rückweg mit einigen Dekostopps war es mir leider nicht möglich das Fahrrad zu bergen. 

So ging es auch schon wieder zurück. In der Bucht haben wir (lange nachdem die Deko abgesessen war) noch ein paar Späßchen mit den Scootern im Flachwasser gemacht. Gegen Ende wurde es aber trotz Heizweste etwas frisch. Die Wassertemperatur an der Oberfläche betrug 6,5 Grad, unten wie immer 4,5 Grad. Die Sicht war sehr gut, wir hatten mitunter mehr als 10m Sichtweite.

Tibor scooter vorne

Beim Mittagessen beschlossen wir, doch an dem Tag noch nach Hause zu fahren und packten unsere Sachen. Um 22 Uhr kamen wir glücklich und müde Zuhause an.


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