Gestern hat die Boot 2017 in Düsseldorf ihre Pforten für dieses Jahr geschlossen. Eine für Bastler sehr spannende Neuentwicklung waren definitiv die T/C Cords von Thor. Diese sind kompatibel mit den altbekannten, gehasst - und doch sehr geliebten E/O Cords und können diese auch ersetzen. Grund genug, ein paar davon mit zu nehmen und einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

 

Wie schon in meinem Artikel "Die Crux mit den Kabeln..." beschrieben, sind die bisher auf dem Markt verfügbaren E/O Cord Kabel zwar vom Konzept her recht gut, in der Verarbeitung aber eher bescheiden. Deshalb war ich schon länger am überlegen auf ein alternatives System umzusteigen ...wenn es denn nur eines gäbe.

Glücklicherweiße ist das nun gar nicht mehr nötig, denn zur Boot hat Thor Engineering, bekannt für die sehr hochwertige aber auch sehr hochpreisige Thor Lampe, mit dem "T/C Thor Cord" eine neue Alternative auf den Markt gebracht.

Zunächst macht das Kabel optisch einen sehr guten Eindruck. Die Gummi ummantelte Leitung der T/C Kabels ist flexibler und weniger starr als die des E/O Cords, was neben der Adernbeschaffenheit sicher auch an dem Füllmaterial liegt, mehr dazu später. Die Leitung ist sauber mit dem Thor Schriftzug bedruckt, das Thor Logo ist auch in den Stecker graviert. Leider kaschiert das, welcher Kabelhersteller denn dahinter steckt. Bislang hat Thor selbst noch keine technischen Daten zu dem Kabel veröffentlicht.

Preis

Auf Facebook wurde angekündigt, dass man vom Preis überrascht sein werde. Ein E/O Cord kostet in Europa aktuell zwischen 50 Euro und 75 Euro (so zumindest die mir bekannte Preisspanne). Das T/C Cord soll für 73 Euro auf den Markt kommen. Damit ist es immerhin 2 Euro günstiger als man das klassische E/O Cord im deepstop.de bestellen kann. Nungut, sonderlich überraschend fand ich das dann doch nicht, vermutlich war der Messepreis von 60 Euro, bzw. 55 Euro wenn man gleich zwei mit nimmt, gemeint.  Also haben Tibor und ich gleich mal ein paar mitgenommen um sie uns genauer unter die Lupe zu nehmen.

Der Steckverbinder

Auffallendster Unterschied ist der Stecker selbst, dieser hat bei dem T/C eine ovale Vertiefung auf beiden Seiten. Sind beide Stecker von Thor, so hat das nervige Gefummel bis man die beiden Pole übereinander gebracht hat nun ein Ende: Durch die Vertiefung kann man auch mit dicken Handschuhen problemlos ertasten, wie die Steckverbinder gerade gedreht sind. Gerade bei der Heizungsdurchführung am Trockentauchanzug eine echte Hilfe!

Auch fühlt sich der Stecker sehr viel besser an, als der originale Stecker am E/O Cord: Ist dieser sehr weich und schwammig, so lässt sich der T/C Stecker nicht mit Daumen und Zeigefinger verformen, sondern liegt sehr robust in der Hand.

Laut Tom Bub von Thor ist der Stecker nach Automotive Standards gefertigt und die Kontakte sind mit einer wesentlich beständigeren Legierung versehen als die E/O Cord Stecker. Auch liegen die Kontakte laut seiner Aussage auf einer sehr viel größeren Fläche präziser auf.

Gehören hierdurch die gelegentlich verbrannten Kontaktstellen beim UW-Steckverbinder bald der Vergangenheit an? Diese waren bei meinen E/O Cords häufig das Problem für ein Fehlversagen bei höherem Strombedarf. So wurde an Land der Steckverbinder bei meinem alten E/O Cord schon einmal gemessene 110 ºC heiß (bei 9A gezogener Leistung). Noch hatten wir die Thor Kabel nicht im Wasser, ich bin sehr gespannt wie sie in einem Jahr aussehen werden.

Das Kabel 

Will man das Kabel mit dem klassischen E/O Cord vergleichen, muss man dazu sagen, dass es nicht "das" E/O Cord gibt. So habe ich selbst bei der "dickeren" Version des E/O Cords schon verschiedene Kabelsorten gesehen. Wenn ich im Folgenden von dem dicken E/O Cord schreibe, so beziehe ich mich auf das letzte Kabel das ich kaufte. Es basiert auf dem SOOW Cable von General Cable (Catalog Number 02722, Seite 22).

Zum Kabel selbst will Thor in den nächsten Tagen die technischen Daten noch veröffentlichen. Von der Bauart ähnelt es dem "dicken" E/O Cord. Dieses hat einen Außendurchmesser von 9,4mm und einen Leiterquerschnitt von AWG 16 (American Wire Gauge, entspricht 1,31mm2 Leiterquerschnitt). Im Vergleich dazu hat das T/C einen Außendurchmesser von etwa 9,2mm (ungefähr und von Hand gemessen, ohne Gewähr!), sowie einen Leiterquerschnitt von 1,5 mm2. Dieser wesentlich höhere Querschnitt ermöglicht größere Ströme: Ist das E/O Kabel nur bis 13 Ampere zugelassen, so können über 1,5mm2 in der Regel 16 Ampere geschickt werden. Je nach genauem Kabeltyp kann es sogar noch mehr sein, aber dazu müsste man das genaue Datenblatt des Kabels kennen. Zugegeben, 16A werden auch beim Tauchen eher selten benötigt, immerhin wären das bei einem 3s LiPo schon fast 180 Watt... Aber auch bei "nur" 100 Watt macht sich der große Querschnitt bezahlt, da der Leitungswiderstand hierdurch sinkt: Die elektrische Energie wird in der Heizung, und nicht schon im Kabel in Wärme umgesetzt.

Auch von hoher Qualität ist die Kupferlitze selbst. Zum Vergleich habe ich verschiedene Kabel nebeneinander gelegt: Zum einen das Heizungsdurchführungskabel der Santi Heizungsdurchführung. Dann das "dünne" und das "dicke" E/O Cord Kabel aus dem Tauchversandhandel. Dazu das T/C Cord. Generell lässt sich sagen dass ein flexibles Kabel mit steigender Anzahl an Einzeldrähten innerhalb der Litze auch die Haltbarkeit des Kabels gegenüber knicken erhöht. Ein schnelles Zählen (± 1-2 Drähte wegen schlampigen Abisolierens :-)) ergab dass das dicke E/O Cord mit lediglich 26 Einzeladern versehen war (ok, ok das steht auch so im Datenblatt...). Einer meiner älteren Tanks hat ein Kabel, das sogar mit nur 16 Einzeldrähten pro Ader ausgestattet ist. Das Santi Kabel lag bei 30 Drähten und das dünne E/O kommt auf immerhin 42 einzelne Drähte. Sieger ist allerdings das T/C Kabel, bei dem ich 76 einzelne Drähte zählte. Klingt nach einem guten Ausgangspunkt für ein langes Kabelleben.

Auch der Mantel um die Kabel selbst ist nicht uninteressant. Dieser ist zumindest optisch bei dem Thor Kabel geringfügig dicker als beim SOOW Kabel, das eine Manteldicke von 0,76mm angibt.

Innen haben die amerikanische E/O Cords entweder ein rauhes Seil oder aber eine Art Papier mit eingearbeitet. Dadurch werden sie sehr steif. Das Kabel aus der Santi-Durchführung war in das Gummi selbst eingegossen. Die T/C Cords sind von einem Vlies umschlossen und dann von Gummileitung umschlossen.

 

Wirklich Superabsorber?

Das klassische E/O Cord ist mit einer Art Wachspapier (bzw. das dünnere mit Kordel) prall gefüllt, so dass möglichst wenig Wasser bei einer Verletzung der Ummantellung durch die Isolierung fließen kann.

Tom zeigte mir auf der Boot das kleine Vlies das die Kabel umhüllt. Es soll bei Beschädigungen die Feuchtigkeit aufnehmen und so ein Eindringen von Wasser in den Akkutank verhindern oder zumindest erschweren. "Naja, so ein niedliches Vlies, was wird das schon bringen..." dachte ich mir.

Bis ich das Vlies tatsächlich mal mit Flüssigkeit in Berührung brachte: Tatsächlich handelt es sich um einen Superabsorber, der eigentlich für Tiefseekabel entwickelt wurde. Die Firma Evonik Industries AG hat auf diese Technologie ein paar Patente. Das ist natürlich spannend und sofort war meine Neugier geweckt: Verhindert dieser Superabsorber denn wirklich, dass im Falle eines beschädigten Kabels Wasser in den Akkutank laufen kann? Die Beschädigung des Kabels ist immer eine Risikoquelle für die Akkus. Ein guter Tank trennt deshalb die Kammer mit dem Anschlusskabel und die der Zellen nochmals gegeneinander wasser- und druckdicht ab (unser selbst gebauter tut dies übrigens leider nicht, dadurch sind schon ein paar Zellen den ewigen kalten Wassertod gestorben).

Das brachte mich auf die Idee, eine kleine Testreihe durchzuführen: Was passiert, wenn mit Druck Wasser in das Kabel eindringt? Bringt der Superabsorber hier wirklich einen Vorteil? Schnell war ein kleiner Versuchsaufbau zusammengestellt:

Eine Spritze (Durchmesser = 20mm) wird mit einer fest definierten Masse (bei ebenfalls konstanter Gravitation :-)) betätigt. Ein altes Stück Taucherblei mit 4kg tat hier gute Dienste. Dadurch ergibt sich ein ungefährer Druck von 1,2 - 1,3 bar am Ende der Spritze. Wir haben also eine simulierte Wassertiefe von etwa 12m. Diesen Wasserdruck legte ich nun bei allen 4 Kabeln auf das eine Ende und maß die Zeit die es benötigte um 10ml Flüssigkeit durch 10cm Leitung zu pressen.

Wenn wir nun aber alle 4 Kabel gegeneinander antreten lassen, vergleichen wir allerdings ein wenig Äpfel mit Birnen: Natürlich sind die engeren Kabel hier im Vorteil. Dafür haben diese natürlich andere Nachteile, sei es nur die mechanisch geringere Stabilität.

Sieger des Wasserlassens war die Heizungsdurchführung: Die beiden direkt in das Gummi eingegossenen Adern haben ca. 15 Minuten gebraucht, bis die 10ml durchgesickert waren. Auch das dünne E/O Cord hat sich mit 12 Minuten nicht schlecht geschlagen. Interessanter allerdings nun, wie sich das Thor Kabel im Vergleich zum klassischen E/O Cord schlagen würde. Aufgrund ihres nahezu identischen Durchmessers sind diese beiden durchaus konkurrenzfähig: Im Versuch hat das dicke E/O Cord binnen 6 Minuten und das Thor Kabel binnen 8 Minuten die 10ml durchfließen lassen. Superabsorber sei Dank, hielt das Thor Kabel 25% länger obwohl es aufgrund seiner sehr viel höheren Flexibilität eigentlich mehr Wasser durchlassen müsste.

Zaubern kann natürlich keines der Kabel. Wird ein Kabel unter Wasser komplett durchgeschnitten, so lässt es sicher binnen kurzer Zeit Wasser in den Tank. Aber mal ehrlich: Wie häufig kommt das vor? Realistischer wäre natürlich ein Test mit einem kleinen Riss in der Isolation gewesen. Leider aber so einfach dann auch mit meinen einfachen Hausmitteln nicht umsetzbar. Ein Riss lässt sicher nicht gleiche Menge Wasser auf einmal eindringen, dennoch ändert sich vermutlich das Ergebnis nur relativ bei beiden Kabeln. Ich nehme an, dass das Wasser auch dann um rund 25% langsamer bei dem Thor Kabel gegenüber dem klassischen E/O Cord Kabel in den Akkutank eindringt. Immerhin.

TL,DR;

Mich hat das Thor Kabel voll und ganz überzeugt. Der Preis ist konkurrenzfähig. Stellt man die Features dem klassischen E/O Cord gegenüber, so ist neben den ergonomischen Vorteilen auch eine wesentlich höhere Haltbarkeit zu erwarten. Ob dem so ist? In ein- bis zwei Jahren wissen wir mehr. Bis dahin werde ich auf jeden Fall nur noch Thor T/C Cords verwenden. Laut Tom ist auch bereits eine dünnere Variante, z.B. für die Anzugsdurchführung geplant.

 

Kabel Preis Durchmesser Querschnitt Einzeldrähte/Ader Wasserdruck-Test Biegsamkeit Verarbeitung
E/O Cord 50€ - 75€ 9,4 1,31 mm2 26

6 Min/10ml bei 1,2bar

Schlecht Nutzt schnell ab
T/C Cord 55€ - 73€ 9,2 (ca) 1,5 mm2 76 8 Min/10ml bei 1,2 bar Gut Gut, keine Langzeiterfahrung

 

Kleiner Nachtrag 31.01.2017: Tom hat mir geschrieben, dass der Wasserdruck von Außen auf das Kabel die Dichtigkeit beim Tauchen nochmals erhöht. Das will ich ausprobieren, sobald mein aktueller Schnupfen sich gelegt hat.


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